Karl Rathnow

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Nachruf für unser Ehrenmitglied Karl Rathnow

„Da müssen wir doch was machen...“ Zum Tod von Karl Rathnow

Karl Rathnow verstarb am 22. Januar 2010 92jährig in Gransee. Über 50 Jahre lebte Rathnow unter bescheidenen Verhältnissen am Dagowsee. Sein ehrenamtliches Engagement für die Region, ob in der Freiwilligen Feuerwehr, als Forst- und Naturschutzhelfer, in den Umweltverbänden oder für die Volkssolidarität hat bis ins hohe Alter sein Leben bestimmt und die Region bereichert. Nach dem 2. Weltkrieg und langer britischer Kriegsgefangenschaft wurde Karl Rathnow Anfang der 50er Jahre in Dagow heimisch. Im Juni 1954 trat Rathnow der Freiwilligen Feuerwehr Neuglobsow bei und nahm hier über die Jahrzehnte alle nur erdenklichen Funktionen bis hin zum Wehrführer wahr und war bei zahlreichen Einsätzen und der Bekämpfung manches Waldbrandes beteiligt. Bis zuletzt wirkte er hier in der Alten- und Ehrenabteilung mit. Dem Naturschutz war Rathnow seit den 60er Jahren eng verbunden. Angenehm und bescheiden war sein Auftritt in der Öffentlichkeit, energisch wenn es um den Einsatz für die Natur in der Gemeinde und bei den Ämtern ging. Wirklich ungemütlich konnte Rathenow nur werden, wenn jemand vorsätzlich oder fahrlässig das Naturschutzgesetz missachtete. Nach der Wende widmete er sich in erster Linie dem praktischen Artenschutz und war von Anbeginn NABU-Mitglied und als „Alterspräsident“ unermüdlicher Ideengeber und Helfer. Zahllose Telefonate mit Karl Rathnow wurden von ihm mit dem Satz eröffnet: „Da müssen wir doch was machen“. Rathnow, der in Gutengermendorf aufwuchs, kannte die Granseer Platte und war im Weißstorchenschutz viele Jahre Ansprechpartner der Bürgermeister der Region. Als es im Jahr 2000 zum vollständigen Brutverlust des Weißstorchs in Ribbeck kam, griff Rathnow beherzt ein und ließ gemeinsam mit der edis einen neuen Brutmast aufstellen, der schon im Folgejahr bezogen wurde und seit dem jedes Jahr erfolgreich bebrütet wird. Als Schirmherr des Granseer Storchentages 2003, an dem sich auch Hunderte Schüler der Region beteiligten, war Karl Rathnow ganz in seinem Element, denn die Vermittlung von Naturschutz an jüngere Generationen war ihm eines der wichtigsten Anliegen. Dabei hat er auch über den Tellerrand der Region hinausgeblickt. Dass er im Januar 2009 – mit 90 Jahren – im Einwohnermeldeamt seine Unterschrift für das Volksbegehren „Keine neuen Tagebaue!“ leistete, war für ihn eine Selbstverständlichkeit. „Stellen sie sich ein riesiges Loch in der Erde vor, das von Gransee bis nach Fürstenberg reicht,“ hatte er bei Granseern zuvor um Unterstützung geworben. „Das kann uns hier oben nicht gleichgültig sein, was mit den Dörfern in der Lausitz geschieht.“ Im Januar 2004 wurde Karl Rathnow für seine Verdienste mit der Ehrennadel des NABU ausgezeichnet. Der NABU-Landesvorsitzende und heutige Regionalverbandsvorsitzende Tom Kirschey würdigte damals in seiner Laudatio Rathenows Beharrungsvermögen, sein tiefes Gerechtigkeitsempfinden und sein Streiten für Anstand und Moral. „Aus der Krise, die naturzerstörendes und menschenverachtendes Handeln verursacht, sind nur Menschen imstande einen Ausweg zu finden, die einen langen Atem haben,“ sagte Kirschey. Neben seinem Engagement im NABU war er auch Gründungs- und Ehrenmitglied der GRÜNEN LIGA Oberhavel. Die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft erfolgte auf der Mitgliederversammlung der GRÜNEN LIGA Oberhavel im November 2003. Im Jahr 2007 wurde Karl Rathnow mit dem Barbara-Zürner-Umweltpreis des Landkreises Oberhavel ausgezeichnet. Als Naturschutzhelfer unterstützte er über viele Jahre die Untere Naturschutzbehörde beim Vollzug des Naturschutzrechts insbesondere im Stechlinseegebiet. Ob illegales Befahren oder Müllentsorgung im Wald, oft war Rathnow zur Stelle und nahm die Verursacher in die Pflicht, wurde so auch manchem Neuglobsower als schlechtes Gewissen aktiv. Seine Präsenz wirkte auch präventiv, denn wer von Karl mal inflagranti erwischt wurde, hatte oft kein Interesse an der Wiederholung mehr. Karls` Leitspruch, „Umweltverstöße sind keine Kavaliersdelikte!“ folgte der Überzeugung, dass man die Schönheit der Landschaft und Natur nicht nur immer vermarkten kann, sondern sich auch um die Bewahrung kümmern muss. Dies galt auch für die Gemeinde, die zwar auf den Stechlinsee mit seiner Anziehungskraft für Urlauber und Tagesgäste angewiesen war, aber in ihren Gemeinderatsentscheidungen nicht immer auch den Naturschutz beachtete. Hier brachte sich Karl wieder und wieder als Mahner ein. Zu DDR-Zeiten war der ehrenamtliche Naturschutz- und Forsthelfer mit Albert Westphal oft im Naturschutzgebiet unterwegs, um nach dem Rechten zu sehen. Sein Engagement als Naturschutzhelfer und in den Umweltverbänden verband er deshalb oft mit der Warnung, dass auch staatliche Institutionen des Naturschutzes der Region ihre Verantwortung ernster nehmen müssen. Mit seinen wachen Augen und Ohren wird Karl Rathnow dem Naturschutz im nördlichen Landkreis fehlen!


Silke Oldorff