Im Land der fliegenden Steine – der Riesenstein bei Gransee (Teil 10)
2009-07-21/Gransee: Manche Steine sind in den letzten Jahrzehnten verschwunden, zerstört oder einfach abtransportiert. Niemand weis wohin. Es gibt aber auch kleine Wunder, Naturdenkmale die verschollen waren und wieder auftauchen. Ein solches Beispiel ist der Riesenstein bei Gransee. Auf der Liste der Geologischen Naturdenkmale des Kreises Gransee vom 16. August 1986 steht er an erster Stelle. Der Riesenstein wurde, wie die meisten der Findlinge im Kreis die heute noch Naturdenkmal sind, bereits in den 30ziger Jahren unter Schutz gestellt und dann im Jahr 1954 durch Beschluss des Rates des Bezirkes Potsdam in die Naturdenkmalliste aufgenommen. In der Auflistung des Naturschutzbeauftragten des Kreises H.G. Böttcher steht folgende Lagebezeichnung: „Riesenstein bei Gransee, 1,5 km nördlich der Straße Gransee – Zehdenick, nordwestlich von Badingen in einem Tümpel“.
Den Naturschutzhelfern standen für ihre ehrenamtliche Arbeit in der DDR keine vernünftigen Landkarten zur Verfügung und so blieben nur solch wage Ortsbeschreibungen. In der Gemarkung Gransee befindet sich kein Tümpel nördlich der Zehdenicker Landstraße, erst östlich des Welsengraben auf der Badinger Seite, gibt es Tümpel. Der Riesenstein von Gransee befindet sich also in Badingen. Im Zuge der Biotopkartierungen der Kreisverwaltung Gransee zu Beginn der 90ziger Jahre stieß ich östlich des Faulen Sees am Rand eines Kleingewässers unmittelbar am Gehöft der Badinger Familie Boddin auf einen großen Stein. Er war 1,56 m hoch, 1,95 m lang und 1,75 m breit. Sein unterer Teil steckt in der Erde, der steelenartig herausragende Kopf zeigt genau nach Osten. Am oberen Stein befinden sich Rinnen die abwärts verlaufen. Es bestand kein Zweifel, der als Naturdenkmal ausgewiesene Stein war wiederentdeckt. Er lag nicht mehr in einem Tümpel, der Rückgang des Grundwasserstandes sorgte dafür, dass er nunmehr am Rand des Kleingewässers liegt und vollständig mit Schlehengebüsch umwachsen ist. Ob es sich um einen alten slawischen Opferstein handelt wurde bisher nicht untersucht. Seine Lage könnte aber darauf schließen. In der näheren Umgebung gibt es jedenfalls mehrere Fundorte slawischer Besiedlung. Der Stein befindet sich noch heute dort, eingehüllt von Gebüsch, unerschlossen – nichts deutet auf seinen Status als Naturdenkmal. Vielleicht ist aber genau dies der Grund, dass er über so viele Jahre unentdeckt, aber erhalten blieb.
Norbert Wilke
GRÜNE LIGA Oberhavel e.V.