Der Spukstein

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Der Spukstein

 

Im Land der Fliegenden Steine (Teil 4)

Der Spukstein auf dem Eckersberg bei Burow – ein Stein verschwindet von der Landkarte Der Spukstein auf dem Eckersberg liegt heute noch dort, wo er sicher schon seit einigen Jahrhunderten liegt. Er ist nicht leicht zu finden, dabei liegt er direkt an der alten Ortsverbindungsstraße von Burow nach Neuglobsow. Kurz bevor der Waldweg in die Menzer Forst einmündet führt er über einen Hügel, dem Eckersberg. Etwa 30 m nördlich des Weges ruht der Spukstein in einem Kiefernstangenholz. Er ist völlig mit Moos bewachsen und die abwärts führenden Rinnen kann man nur noch ahnen. Bereits in den „Ruppiner Heimatheften“ stand hierzu: „Derselbe trägt auf seiner Oberfläche eigentümliche Rinnen, so dass die Annahme, er habe früher als Opferstein gedient, nicht ganz unbegründet erscheinen mag“. Genauere Untersuchungen zur kultischen Bedeutung des Steines gibt es bis heute nicht. Der Burower Spukstein wurde, wie die meisten Sagensteine des Altkreises, bereits in den 30ziger Jahren als Naturdenkmal unter Schutz gestellt und per Ratsbeschluss des Bezirkes Potsdam vom 29. Januar 1975 nochmals als Naturdenkmal bestätigt. Der Naturschutzbeauftragte des Kreises Gransee, der Revierförster Hans-Gerhard Böttcher, listete den Stein in seiner 1986 erstellten Zusammenfassung als unerschlossen aber erhalten auf. Als Mitarbeiter der Kreisverwaltung Gransee gehörte die Erfassung der geschützten Findlinge zu meinen Aufgaben. Das vorhandene Kartenmaterial war dürftig und zu dem auch falsch. Die Ausgabe für die DDR-Volkswirtschaft von 1978 benannte, aus welchem Grund auch immer, einen anderen Berg der an der Straße nach Neuroofen lag in Eckersberg um. Ich suchte den Spukstein an der falschen Stelle. Erst das eingehende Studium der zum Findling gehörenden Sagen führte zur „Wiederentdeckung“ des Steines. Folgende Geschichten zum Spuk auf dem Eckersberg berichtet Werner Krause in seinem Buch „Sagen, Sitten und Bräuche im Altkreis Gransee“: „Wenn man nun um Mitternacht über jenen Hügel geht, den sogenannten Eckersberg, so erscheint einem bei dem geheimnisvollen Steinblock ein Mann ohne Kopf, der den Vorübergehenden irreleitet, so dass es lange dauert, ehe er sein Ziel erreicht. Schon viele wollen dem Manne, der hier seit alten Zeiten sein Unwesen treiben soll, begegnet sein und seine Tücke erfahren haben. Einen besonderen Possen spielte er einst der Frau eines Holzfällers, die jeden Abend ihrem Mann entgegenzugehen pflegte, um seine holzbeladene Karre nach Hause ziehen zu helfen; nach altem Recht durften sich die Holzfäller nämlich täglich eine Karre Holz mit aus dem Wald nehmen. So machte sie sich denn auch eines Tages auf und erwartete am Waldessaum ihren heimkehrenden Mann. Doch Stunde um Stunde verging, ohne dass er kam. Die finstere Nacht brach herein, da endlich erschien der sehnsüchtig Erwartete. Die Frau ergriff ohne weiteres den Strick am Vorderende der Karre um zu ziehen, während der Mann die schwere Last schob. Bald war der verrufene Ort erreicht. Nichts wurde sichtbar, aber unwillkürlich sah sich die Frau auf einmal gezwungen, das Zugseil fahren zu lassen und sie wurde aus dem Fußwege, auf dem sich die Karre bewegte, seitwärts in den Fahrweg versetzt. Sie wollte ihrem Mann zu Hilfe kommen und den Strick wieder erfassen, doch es war ihr unmöglich, die Wagenspur zu verlassen; eine unsichtbare Gewalt hielt sie mitten auf dem Fahrweg zurück. So musste sie neben der Karre einherschreiten, bis sie endlich der nächste Kreuzungsweg vom Banne des Spukes befreite. In Burow sind alte Ortsansässige nur noch in verschwindender Zahl vorhanden. Wie überall, so sind auch hier die alten Überlieferungen im Aussterben. Doch die wenigen Alteingesessenen wissen sich noch gut zu erinnern, dass ein früherer, jetzt schon längst verstorbener Büdner und Schuhmacher, namens Schulmeister, allerlei Wunderbares in der Nähe des Eckersberges erlebte. So wurde er einmal durch geheimnisvolle Gewalt, als er von Neuglobsow kam, aus dem Fußweg herausgeworfen, so dass er plötzlich im Graben neben dem Weg lag. Ein andermal, als er nach Großmenow fuhr, standen die Pferde still und waren nicht zu bewegen, weiterzulaufen. Da sah er, dass ein Mann ohne Kopf quer über den Weg ging. Erst als er vorüber war, zogen die Pferde wieder an. Ein anderes Mal befand er sich mit seiner Frau von Großmenow her auf dem Heimwege, als er plötzlich vor sich herschreitend einen Mann ohne Kopf erblickte. Er versuchte nun durch Abschneiden des Weges dem unheimlichen Gesellen zuvorzukommen. Aber als er mit seiner Frau den Weg wieder erreichte, schritt die Gestalt immer noch vor ihnen her und verschwand erst am nächsten Kreuzweg. Dies wirklich selbst erlebt zu haben, hat der verstorbene Schuster steif und fest versichert. Man wird ihm Glauben schenken müssen. Denn immer wieder begegnet es uns, dass uralter, durch Jahrhunderte, ja vielleicht Jahrtausende, im Volke fortlebender Glaube so stark im Innern noch lebendig ist, dass er als greifbar deutliche Erscheinung in die Außenwelt hinübertritt.“ Es gäbe sicher noch einiges zu entdecken am Spukstein. Wir lassen ihn im Wald ruhen, ungestört und moosbedeckt. Den Spuk wollen wir nicht wiederentdecken, nur berichten von dem was vor langer Zeit einmal war.

 

Norbert Wilke

GRÜNE LIGA Oberhavel e.V.